GIGER MD® Therapie
Ursachen
Paraplegie und Tetraplegie sind Lähmungen durch neuronale Verletzungen oder Erkrankungen. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen und Behandlung von Querschnittlähmung!
Ursachen
Es gibt undenkbar viele mögliche primäre Ursachen für Querschnittlähmungen. Alles, was ein Gewebe zerstören kann, ist auch in der Lage das Rückenmark zu zerstören. So kann das Rückenmark gequetscht, durchstossen, zerschnitten, zerrissen, verdrillt, infiziert und sogar verstrahlt werden oder sich in einer Autoimmunattacke selbst verdauen.
Jede Ursache hat physikalische, chemische oder biologische Grundlagen und unterscheidet sich in ihrer typischen Form und Ausprägung von den anderen. Allen gemein ist jedoch, dass auf eine primäre Ursache meist auch eine biologische, sekundäre Ursache folgt.
Primärschädigung
Je nach Land und Lebensgewohnheit der Bewohner unterscheiden sich die Auftretenshäufigkeiten bestimmterVerletzungsarten voneinander. In der Schweiz und den Nachbarstaaten ist die häufigste Ursache für eine mechanisch verursachte Querschnittlähmung der Sturz. Sturz vom Pferd, mit dem Motorrad, beim Skifahren, Sturz von Leitern, Tischen, Hockern und anderen gefährlich klapprigen Erhöhungen, ja sogar der Sturz aus dem Bett. Da die Wirbelsäule elastisch ist, reicht meist der Sturz alleine noch nicht aus. Zu dem Aufprall des Körpers auf das Rückgrat kommt meist noch ein unglücklicher Aufprallwinkel auf den Boden oder ein Hindernis, durch den Wirbelbestandteile abbrechen und in den Spinalkanal verschoben werden, oder die eine Überdrehung des Rückenmarks erlauben können.
Was geschieht also mit einem Rückenmark bei einer „typischen“ mechanischen Verletzung? Angenommen der Sturz erfolgt hart auf die Kante eines etwas erhöhten Gegenstandes. Je nach Wucht des Aufpralls kann es dabei zum Trümmerbruch des Wirbeldaches, bzw. des Wirbelkörpers kommen. In sich verschiebende Knochenfragmente und auch eine verlagerte Bandscheibe, bzw. deren Reste, können dabei die Spinalganglien der betreffenden Stelle ebenso quetschen wie auch das Rückenmark im Spinalkanal.
Die Rückenmarksflüssigkeit wirkt zwar als Puffer, wird aber bei entsprechendem Druck nach oben, unten und in die Spinalganglien hineingequetscht. Die harte Spinalhaut wird dicht auf die gut durchblutete Arachnoidea und Pia mater gedrückt, wobei einige Gefässe zerreissen und in das Rückenmark bluten können und andere völlig blockiert sind und ihren Versorgungsbereich nicht mehr mit Sauerstoff versorgen können.
Durch das Zerreissen der Axone und eine Unterversorgung mit Sauerstoff beginnen die Nervenzellen und ihre Fortsatzstümpfe zu schwellen, bis an der verletzten Stelle das gesamte Rückenmark angeschwollen ist. Das empfindliche Rückenmark, in einer Knochenzange und mit sich ausdehnenden zahlreichen kleinen Blutungen wird vom Körpergewicht weiter gequetscht. Bei sofortiger Entlastung des Rückenmarks könnten die Mikroblutungen und die Sauerstoffunterversorgung gestoppt werden. Damit könnte eine solche Quetschung sogar ohne bleibende Folgen verheilen.
Meist kommt die Hilfe jedoch erst Minuten später, wenn die ersten Nervenzellen geschädigt oder abgestorben sind und sich die Blutungen einen Weg ins Nervengewebe gesucht haben. Ausserdem müssen die meisten Unfallopfer erst geborgen werden. Je nachdem, wer diese Bergung vornimmt und in welcher Situation sie vorgenommen werden muss, kann es zu zusätzlichen Scherkräften und Verdrehungen durch Verlagerung des Körpers mit unfixiertem Rückgrat kommen. Dies lässt sich nicht immer vermeiden, denn meist erfolgt eine solche Verlagerung dann, wenn das Opfer bewusstlos ist und sich nicht über seinen Zustand äussern kann. Ist eine Verdrehung des Rückenmarks erst einmal hinzu gekommen, werden ganze Nervenzellverbände verdrillt, was unbedingt den Untergang von Zellen und Fasern zur Folge hat.
Der spinale Schock
Die ersten Tage und Wochen nach einer Rückenmarksverletzung werden immer wieder als äusserst erschreckend bezeichnet. Das Opfer befindet sich während dieser Zeit im spinalen Schockzustand. Bei Verletzungen oberhalb des 5. Brustwirbels kann sich der spinale Schock zum lebensbedrohenden neurogenen Schock ausweiten. Beim neurogenen Schock versagen Herz- und Kreislaufregulation und es kann zum Atemstillstand kommen, obwohl die Zentren für diese Funktionen oft viel weiter oberhalb der geschädigten Stelle, in der Medulla Oblongata, zu suchen sind. Aber selbst wenn er sich nicht zum neurogenen Schock ausweitet, ist der spinale Schock ein Zustand grösster Hilflosigkeit. Genau ab Höhe der Verletzung und unabhängig davon, wie gravierend und bleibend die Schädigung tatsächlich ist, erfolgt ein sofortiger Verlust jeder empfindsamen und motorischen Kontrolle des Körpers.
Diese schlaffe Lähmung kann bis zu mehreren Wochen andauern und löst sich sehr langsam. Erst nach und nach wird das wirkliche Ausmass der Rückenmarksverletzung sichtbar. Daher ist es auch für die Neurologen nicht leicht, direkt nach einer Verletzung eine konkrete und verbindliche Aussage zum Grad der anstehenden Behinderung zu stellen.
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